Sie sind buchstäblich „in aller Munde“. Grellrote Goji-Beeren im Müsli, gefleckte Chiasamen im modernen Pudding und sattgrüne Chlorella Algen als Smoothie-Zutat. Die Liste der Superfoods ist lang Mindestens ebenso umfangreich fallen auch Aufzählungen aus, in denen es um die gesundheitlichen Vorzüge geht. Wer sich für Superfood interessiert, sollte jedoch einen genaueren Blick wagen.
Was sind Superfoods?
Bei Superfoods handelt es sich um meist neuartige Nahrungsmittel, sogenannte „Novel Foods“, welche in einem Großteil der Fälle aus fernen Ländern stammen. Häufig ist Südamerika Ursprung vieler Superfoods, aber auch aus Asien stammen einige.
Zu berühmten Superfoods zählen
- Chlorella Algen: Ihnen wird ein „Detox“-Effekt nachgesagt.
- Goji Beeren: Sie sollen zahlreiche positive Effekte auf Immunsystem und Gesundheit entfalten.
- Aronia und Acai Beeren: Sie werden besonders für Vitamin C und zellschützende Antioxidanzien gelobt.
- Chia Samen: Bei den kleinen Samen heben Hersteller gerne den Omega 3 Gehalt hervor.
Abgesehen von diesen fünf drängen inzwischen immer mehr Superfoods auf den Markt. Spannend für die Hersteller sind unter anderem auch Ashwagandha, Rhodiola, Schisandra oder Kurkuma.
Übrigens: Die häufig beworbenen Wirkungen „Detox“ und „Entgiftung“ basieren nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der menschliche Körper entgiftet dank Organen wie Leber und Niere eigenständig. Grundlage sollte eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit ausreichend Flüssigkeit sein.
Nicht möglich und ebenfalls nicht nötig ist es nach jetzigem Stand, mit bestimmten Lebensmitteln im Rahmen der gewöhnlichen Ernährung eine spezielle Ausleitung beispielsweise von Schwermetallen anzustoßen.
Warum Vorsicht bei Superfoods angebracht ist
Vollmundige Versprechen rund um Superfoods sind lange keine Neuheit mehr. Wer in die evidenzbasierte Forschung zum Thema eintaucht, findet jedoch meist eines: Kaum solide Belege. Viele Studien zu den angeblichen Effekten von Superfoods wurden nicht am Menschen durchgeführt, sondern an Tieren oder in der Petrischale. Von einer Übertragbarkeit auszugehen, ist wissenschaftlich gesehen unsicher.
Bei manchen Superfoods ist zudem etwas Vorsicht ratsam. Über die Goji Beere zum Beispiel ist bekannt, dass sie die Wirkung von Blutverdünnern verstärken kann und somit nicht für alle Menschen geeignet ist.
Abgesehen hiervon leidet so manches Superfood unter einem Schadstoff-Problem. Dies zeigt sich in Untersuchungen immer wieder. Rückstände von Pestiziden oder Schimmelpilzgifte können vorkommen. Die Empfehlung ist daher, stets zu Bioware zu greifen. Das beschränkt sich natürlich nicht auf Superfoods alleine, sondern kann durchaus auch bei heimischen Erzeugnissen eine Rolle spielen.
Superfoods und der Geldbeutel des Verbrauchers
Keine Frage: Manche Superfoods enthalten tatsächlich nennenswerte Mengen gesundheitlich vorteilhafter Stoffe. So ist das Vitamin C aus der Acai Beere zweifellos wichtig und eine gute Versorgung für entscheidende Prozesse innerhalb des Körpers essenziell. Gleiches gilt für die Fettsäuren in Chia- oder Hanfsamen.
Für den Verbraucher nicht unwichtig ist bei der umfassenden Betrachtung von Superfoods jedoch, dass diese nicht selten weitaus teurer sind als heimische Pendants mit ähnlich guter Nährstoffzusammensetzung. Statt der Acai Beere könnten Heidelbeeren oder Schwarze Johannisbeeren das Porridge zieren. Und anstelle von Chiasamen eignen sich geschrotete Leinsamen, um in den Genuss langkettiger Fettsäuren zu kommen. Beide Produktalternativen sind im Supermarkt zu deutlich geringeren Preisen erhältlich.
Was Superfood kann – und was nicht
Trotz des hohen Preises können Superfoods für einen abwechslungsreicheren Speiseplan sorgen. Wer gerne verschiedene Beeren verwendet und sich mit etwas Algenpulver im Smoothie oder einem Chiapudding wohl fühlt, findet in dieser besonderen Kategorie einige spannende Dinge für die kreative Küche. Die Entscheidung, den Kochalltag mit Superfoods etwas aufzupeppen, ist daher absolut nachvollziehbar.
Hohe Erwartungen an den gesundheitlichen Effekt der Superfoods allerdings sind bislang meist nicht gerechtfertigt. Angesichts der dünnen Studienlage und fehlender Evidenz wirken die Versprechen der Hersteller mitunter etwas zu optimistisch. Dies zeigt sich auch am Beispiel von Kurkuma, bekannt aus Pulverzubereitungen für das Superfood-Getränk „Goldene Milch“. Das enthaltene Kurkumin soll positiv auf Immunsystem und Haut wirken. Die Bioverfügbarkeit allerdings ist schlecht, weshalb ein Großteil des Kurkumins aus Goldener Milch den Körper ungenutzt wieder verlässt.
Ist Superfood für Sportler sinnvoll?
Die Frage, ob Sportler Superfood brauchen, ist schnell beantwortet: Nein.
Es gibt für nahezu jedes Superfood regional erhältliche Alternativen zu günstigeren Preisen. Hierdurch lassen sich auch Transportwege verkürzen, was besonders für all jene interessant ist, die auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz achten möchten. Viel wichtiger als einzelne Superfoods ist und bleibt eine ausgewogene, gesunde Ernährung. Diese sollte dem Bedarf von Sportlern im Hinblick auf Protein, Energie, Mineralstoffe und Vitamine entsprechen und kann problemlos mit regionalen Nahrungsmitteln realisiert werden.
Superfoods in ihrer „entzauberten“ Form in der kreativen Küche zu verwenden, bleibt dennoch weiterhin eine spannende Option.